Aufklärung für Jugendliche

Aufklärung für Jugendliche und Kinder als Empowerment in Institutionen


Eine große Gesamtschule im Raum Lüneburg hatte Sarah Wabbel und Lothar Sandfort eingeladen, um beim Aufklärungsunterricht ihres jährlichen Gesundheitstages mitzuwirken. Das war im Juni 2019 und richtete sich an den gesamten siebten Jahrgang dieser KGS (Kinder und Jugendliche im Alter von 12 - 14 Jahren). In den Vorgesprächen konnten wir die Schulleitung überzeugen, einmal etwas Neues zu wagen. Wir sind nämlich der Auffassung, dass die traditionelle Darstellung der biologischen Grundlagen der Sexualität und die massive Warnung vor Gefahren die Jugendlichen eher in die Enge treiben als sie zu stärken.

Jede Klasse erlebte an diesem Tag drei Einheiten von eineinhalb Stunden, dabei eine mit uns. Sarah Wabbel und Lothar Sandfort leiteten drei Einheiten (1./2. Stunde) (3./4. Stunde) (5./6. Stunde) mit je zwei oder vier Klassen. Sarah Wabbel arbeitete mit den Mädchen, Lothar Sandfort mit den Jungen. So entstanden Schüler*innen-Gruppen von 60 bis 80 Teilnehmer*innen. Sandfort arbeitete in einer Sporthalle, Wabbel in einem großen Gemeinschaftsraum. Die Sporthalle bot ausreichend Platz, was Lothar Sandfort als Rollstuhlfahrer sehr entgegen kam. Der Gemeinschaftsraum war zu klein, wodurch sich die Schülerinnen nicht ausreichend ausbreiten konnten. 

Neu ist unser Ansatz, den eigenen Körper als Schatz zu vermitteln, denn was man schätzt, das schützt man auch. Diese allgemeine Volksweisheit macht es uns möglich, den Jugendlichen ihre Körper als lebenslanges Potential für viele wunderschöne Stunden der sexuellen Kommunikation näher zu bringen. Je kompetenter Menschen ihren Körper zu schützen wissen, je unbeschadeter bringen sie ihn durch ihr Leben. Sexualität weniger als bedroht, vielmehr als schützenswerte Ressource zu beschreiben, macht mehr Spaß - allen. Unsere Herangehensweise beinhaltet meditative und diskutative Elemente. Die Schüler*innen entdecken ihren Körper und dessen Möglichkeiten stumm einfühlend über eine Traumreise und diskutativ über Frage- und Antwort-Spiele. Mehr ist in eineinhalb Stunden bei so großen Gruppen nicht machbar. 

Die Methoden sind flexibel den jeweiligen Gruppen anzupassen. Jungengruppen und Mädchengruppen eines Jahrganges sind sehr unterschiedlich zu begleiten. Mädchen sind in ihrer psychosexuellen Entwicklung den Jungen um etwa zwei Jahre voraus. Das ist den unterschiedlichen kulturellen Notwendigkeiten geschuldet, die sich in der Evolution entwickelt haben. Wenn Mädchen schon diskutierend sich dem Thema Sexualität annähern können, brauchen Jungen noch den Schutz, sich schweigend staunend nähern zu können. Eine größere Zahl von Jungen muss ihren Schwierigkeiten noch als Witzbolde Luft verschaffen, was bei Meditationen stören kann. 

Erschreckend ist die moderne Dominanz der Pornografie bei der Einstellungsentwicklung. Die frei verfügbaren Pornodarstellungen im Internet werden als "die Sexualität" verstanden, nicht als industrielle Ausbeutung archaischer Trigger. Dem muss unsere Kultur schnellstens neue Strategien entgegen setzen bei Strafe eines kaum wieder gut zu machenden Schadens für kulturelle Rollenvorbilder und sexuelle Kommunikation. Erstmalig erlebte Schutzprogramme im 7. Schuljahrgang kommen schon fast zu spät. 

Unsere Empower-Methoden sind jeweils anspruchsvoll, werden aber von den Teilnehmenden als angenehm im jeweiligen Schulalltag erlebt und sollten angepasst früher beginnen und jährlich wiederholt werden. 

Ein praktisches Bespiel
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