Beratung der Adressat*innen

Beratung der Adressat*innen



Nachhaltige Konzepte gegen sexualisierte Übergriffe brauchen die Einbeziehung der Menschen, die als Adressat*innen gemeint sind: Frauen und Männer, die Übergriffe erfahren haben oder gefährdet sind. Das ist für eine externe Beratungsstelle nicht einfach.
Stefan Hofherr* veröffentlicht Ergebnisse von Studien über das Disclosure-Verhalten betroffener Jugendlicher (disclosure = Offenlegung).  Er stellt für den Jugendlichenbereich heraus, "dass Betroffene am häufigsten mit Gleichaltrigen, etwas seltener mit Eltern und eher selten mit Professionellen gesprochen haben." Er gibt genauer wieder: "Wenn Jugendliche mit Außenstehenden gesprochen haben, so überwiegend mit Gleichaltrigen außerhalb der Schule (32 %) sowie Mitschüler*innen (30%)."  Nur 1% der Betroffenen haben sich an Beratungsstellen oder das Jugendamt gewandt. 
Je mehr Vertrauen die Jugendlichen zu den Gesprächspartner*innen haben, desto mehr wenden sie sich an diese. Je weniger Krisencharakter die gewohnten Gespräche haben, desto leichter fallen auch schwer belastete Inhalte. Je weniger Sanktionsmöglichkeiten die Informierten haben, desto eher öffnen sich die Verletzten. 
Das ISBB favorisiert daher eine dauerhafte Beratungsform für Adressat*innen der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe zu verschiedenen, eben auch positiven Erlebnissen und Wünschen der Sexualität und Partnerschaft. Als Peer-Counselerin arbeitet zum Beispiel die Sexualberaterin Sarah Lena Wabbel mit oder der selbst behinderte Lothar Sandfort (Paraplegiker).

*Stefan Hofherr in "Sexuelle Gewalt im pädagogischen Kontexten", Herausgeber: Martin Wazlawik u.a. (2018), Springer VS. Stefan Hofherr ist wissenschaftlicher Referent beim Deutschen Jugendinstitut e.V. in München.

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